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Renée Werner hat sich einen Moment Zeit genommen, um mit uns über ihre Erfahrung mit Schilddrüsenkrebs zu sprechen.

„Wenn man selbst oder ein nahestehender Mensch von Krebs betroffen ist, ändert sich die eigene Perspektive.“

Renée Werner hat sich einen Moment Zeit genommen, um mit uns über ihre Erfahrung mit Schilddrüsenkrebs zu sprechen.
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Renée Werner hat sich einen Moment Zeit genommen, um mit uns über ihre Erfahrung mit Schilddrüsenkrebs zu sprechen. Eine Krebserkrankung ist natürlich in jedem Alter lebensverändernd. In Renées Fall hat sie nicht nur deren Ansichten über Krebs als Krankheit in Frage gestellt; sie hat auch ihren Glauben an die gute Arbeit, die in der Branche der klinischen Forschung geleistet wird, und an all die großartigen Menschen, die zu deren Fortschritt beitragen, gestärkt.

Du arbeitest im Bereich der klinischen Forschung, aber hast Du auch persönliche Erfahrungen mit schweren Krankheiten gemacht?

Ja, das habe ich. Ich hatte einen Knoten in meiner Schilddrüse gespürt und ließ ihn von meiner Ärztin untersuchen. Da Knoten nicht ungewöhnlich sind, war das zunächst nicht wirklich beunruhigend. Ich ging jedes Jahr zur Kontrolle und meine Ärztin meinte, solange sich die Größe des Knotens nicht verändere, gäbe es keinen Grund zur Sorge.

2020 stellte ich fest, dass der Knoten deutlich gewachsen war. Er hatte sich sogar verdoppelt, wie wir später herausfanden. Meine Ärztin schickte mich zu einem Spezialisten, der eine Biopsie durchführte, und entgegen ihren Erwartungen war Krebs plötzlich eine Sache, die nicht ausgeschlossen werden konnte. So fing alles an.

Wie hat sich der Schilddrüsenkrebs auf Dein Leben ausgewirkt und gab es während der Behandlung Komplikationen?

Nach der Ersterkennung wurde mir gesagt, dass eine kleine Operation das Problem weitgehend lösen würde. Aber später erfuhr ich, dass meine gesamte Schilddrüse entfernt werden müsse. Da dämmerte mir, dass dies eine größere Sache werden würde, als wir angenommen hatten. Das lag vor allem daran, dass die Krebsdiagnose weder vor noch während der Operation zu 100 Prozent bestätigt werden konnte. Daher war es dem Chirurgen rechtlich nicht gestattet, bei der ersten Operation das gesamte Organ zu entfernen, und deshalb entfernte er nur die linke Hälfte, in der sich der größte Knoten befand.

Die Ergebnisse bestätigten schließlich, dass es sich tatsächlich um Krebs handelte. Daher wurde mir geraten, nach der Genesung von der ersten Operation auch die zweite Seite der Schilddrüse entfernen zu lassen. Die Dinge entwickelten sich jedoch anders. Zu Hause wurde ich sehr krank und ich musste wieder ins Krankenhaus. Nach der Entnahme von Blutproben stellten die Ärzt*innen schnell fest, dass mein Zustand kritisch war. Sie verabreichten mir sofort Breitband-Antibiotika, während sie versuchten, herauszufinden, was los war.

Zu dieser Zeit war ich ziemlich verängstigt und hatte so viele Fragen zu dem, was in meinem Körper geschah. Vielleicht war der Krebs auch irgendwo anders in meinem Körper, vielleicht war es viel schlimmer, als die Ärzt*innen sagen konnten, oder vielleicht hatte ich eine andere Krankheit, von der wir nichts wussten?

Die Ärzt*innen dachten, ich könnte eine Infektion haben und beschlossen, mich erneut zu operieren, um die Wunde zu reinigen. Dies war meine zweite Operation. Es stellte sich heraus, dass der Scan eine Luftblase erfasst hatte und meine Wunde in Ordnung war. Nach diesem Eingriff, nachdem mir viele Blutproben entnommen worden waren, wachte ich auf der Intensivstation auf. Ich erfuhr, dass ich wahrscheinlich eine allergische Reaktion auf die Schmerzmittel hatte, die ich nach der ersten Operation zu Hause eingenommen hatte. Das Schlimmste war, dass ich während der Genesung zu Hause noch mehr Schmerzmittel eingenommen hatte, um mich besser zu fühlen. Doch sie griffen meine weißen Blutkörperchen an, wodurch ich schließlich krank wurde.  

Es war eine sehr beängstigende Erfahrung. Zu allem Überfluss befanden wir uns mitten in der Corona-Pandemie, was bedeutete, dass mich niemand im Krankenhaus besuchen konnte. Da mein Immunsystem geschwächt und die Pandemie in vollem Gange war, befand ich mich in einem äußerst anfälligen Zustand. Als die Schmerzmittel gewechselt wurden, erholte ich mich sehr schnell. Aber da ich immer noch in einem so fragilen Zustand war, empfahlen meine Ärzt*innen, mich der geplanten Operation, um die Knoten auf der linken Seite zu lösen und meine gesamte Schilddrüse zu entfernen, nicht zu unterziehen. Stattdessen sollte ich mich einen Monat lang ausruhen.

So hatte ich Zeit, darüber nachzudenken, ob ich wirklich meine gesamte Schilddrüse entfernen lassen will. Die Knoten in der rechten Hälfte waren zu klein, um zu erkennen, ob es sich um Krebs handelte oder nicht. Schließlich entschied ich mich für die vollständige Entfernung. Für den Rest meines Lebens zu Kontrolluntersuchungen zu gehen und nie ganz sicher zu sein, dass der Krebs wirklich weg ist, war nicht, wie ich leben wollte.

Kannst Du uns erzählen, wie die dritte Operation und Deine Genesung verlaufen sind?

Ich wurde im Juli 2022 (fast drei Monate nach der Diagnose) zum dritten (und letzten) Mal operiert. Die Genesung verlief sehr gut und ich konnte das Krankenhaus zwei Tage nach dem Eingriff verlassen.

Wenn man ein Organ entfernt, kann man nie 100 Prozent davon entfernen. Deshalb wurde nach der Operation eine sogenannte Radiojodtherapie durchgeführt. Bei dieser schluckt man eine Pille mit radioaktivem Jod, das nur in die Schilddrüsenzellen eindringt und diese zerstört. Ist das nicht beeindruckend?! Deshalb sagt man, dass Schilddrüsenkrebs der „beste" Krebs sei, den man bekommen kann, da diese Behandlung genau auf ihn abzielt. Andere Behandlungen, wie zum Beispiel die Chemotherapie, greifen auch die „guten" Zellen an. Während dieser Therapie musste ich 48 Stunden lang in den „Bunker" gehen, um niemanden meiner Radioaktivität auszusetzen, denn diese kann andere Menschen schädigen. Danach kann ein Scan, der in einer Klinik durchgeführt wird, aufzeigen, wohin das radioaktive Jod gelangt ist. Im besten Fall wird es nur im Bereich der Schilddrüse nachgewiesen. Wenn das Jod auf dem Scan noch woanders zu sehen ist, bedeutet das, dass der Krebs Metastasen gebildet hat und möglicherweise in andere Bereiche des Körpers vorgedrungen ist.
Nach neun Monaten wurde immer noch ein wenig Jod in meinem Hals festgestellt, sodass ich mich einer zweiten und letzten Runde der radioaktiven Jodtherapie im „Bunker“ unterzog.

Der Umgang mit jeder Art von Krebs ist nicht einfach. Wie hast du Dich während und nach Deiner Behandlung gefühlt?

Als ich die Diagnose erhielt, war ich natürlich ziemlich geschockt, weil man so etwas mit 25 Jahren nicht erwartet. Gleichzeitig war ich aber auch nicht allzu besorgt, denn meine Ärztin sagte mir, dass alles in Ordnung sei. Sie meinte sogar: „Machen Sie sich keine Sorgen, das wird Ihnen das Osterfest nicht verderben." Ich sah der Operation optimistisch entgegen und meine mentale Verfassung war erstaunlich gut.

Mein Chirurg war ein wirklich netter Mann mit freundlichen Augen. (Die waren das Einzige, was ich wirklich sah, denn die Pandemie hatte gerade erst begonnen und Masken waren Pflicht.) Ich fühlte mich sehr wohl und vertraute ihm sofort.

Die Reaktion auf die Schmerzmittel und die Erfahrung auf der Intensivstation veränderten mein Erleben natürlich stark. Ich habe mich danach sozial zurückgezogen, was für mich etwas seltsam war, da ich ein extrovertierter Mensch bin. Ich wollte einfach nicht, dass mich die Leute nach dem Krebs und dem, was passiert war, fragen, aber es war auch seltsam, wenn sie nicht fragten.

Es war eine merkwürdige und schwierige Zeit, aber zum Glück hielt dieses Gefühl nicht sehr lange an. Es folgte eine Phase, in der ich sehr offen über meine Erfahrung sprach und die „Kampfnarben", die an meinem Hals zu sehen waren – und immer noch zu sehen sind –, mochte; ich fand, sie zeigten meine Stärke. Darauf folgte wiederum eine Zeit, in der ich nicht darüber sprechen wollte, vor allem nicht mit Menschen, die ich nicht gut kannte. Jetzt fange ich wieder an, viel offener darüber zu reden. Ich denke, all das ist ein Teil der Verarbeitung dessen, was passiert ist.

Wie hat sich Deine Sichtweise auf die Branche der klinischen Forschung nach der Krebsbehandlung verändert?

Zunächst einmal hat sich die Bedeutung des Wortes „Krebs" für mich völlig verändert. Wenn ich es früher hörte, dachte ich an den Tod. Aber angesichts dessen, wo wir inzwischen medizinisch stehen, auch dank klinischer Studien, muss Krebs nicht mehr gleichbedeutend mit Tod sein.

Es gibt viele Behandlungsmöglichkeiten, und das ist so wichtig. Denn ich weiß, dass ich alles tun würde, um den Personen, die ich liebe, zu helfen. Dass wir diese Möglichkeiten haben, verdanken wir den mutigen Menschen, die an klinischen Studien teilgenommen haben. Da ich nun selbst eine Krebserkrankung durchgemacht habe, bin ich absolut bereit, und wäre es auch währenddessen gewesen, an einer Studie teilzunehmen, um anderen zu helfen.

Wie man sich vorstellen kann, hat diese Erfahrung dazu beigetragen, meine Sichtweise auf die Branche der klinischen Forschung zu stärken. Es gibt immer noch so viele Krankheiten, für die keine geeignete Behandlung existiert. Ich kann nur sagen, dass ich sehr dankbar bin, dass ich eine Krebserkrankung hatte, für die es eine gut entwickelte Therapie gibt! Das hat mir einfach wieder bewusst gemacht, wie wichtig meine Arbeit und die Arbeit von emovis ist, einschließlich aller, die in dieser Branche tätig sind.

Es ist normal oder sogar gut, jeder Branche gegenüber skeptisch zu sein. Was würdest Du Menschen sagen, die immer noch skeptisch sind, wenn es um klinische Studien geht?

Ja, es gab eine Zeit, in der ich dieser Branche selbst kritisch gegenüberstand. Zum Internationalen Tag der klinischen Studien habe ich einen Blogartikel darüber geschrieben, wie sich das verändert hat. Ich selbst wäre in meinem Leben mehrfach gestorben ohne Antibiotika, die ja auch irgendwann getestet werden mussten! Es ist leicht, das, was wir bereits haben, als selbstverständlich anzusehen und nicht zurückzuschauen, woher es kommt!

Solange man nicht persönlich betroffen ist, ist es leicht, diese Branche zu kritisieren.  Aber wenn es um das eigene Leben oder das eines Familienmitglieds geht, kann sich die Einstellung sehr schnell ändern. Ich bin so unglaublich dankbar für die Möglichkeiten, die ich hatte, für meine Genesung, für die Menschen, die dazu beigetragen haben und weiterhin tun, und natürlich für die unerschütterliche Unterstützung meiner Kolleg*innen bei emovis in dieser schwierigen Zeit. Das Team des Studienzentrums hat sogar dieses besondere Geschenk mit persönlichen Botschaften für mich gemacht:

Vielen Dank, Renée, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mit uns über Deine Erfahrung mit Schilddrüsenkrebs zu sprechen. Es ist eine schwierige Erfahrung und wir schätzen Deinen Mut und Deine Ehrlichkeit, sie mit uns zu teilen.

emovis Redaktionsteam
November 2023

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